Wenn der geneigte Leser auf Anhieb sagen kann, wo Bonaire liegt, soll er meines vollsten Respektes versichert sein! Ich jedenfalls wusste es nicht, als mir an einem eiskalten trüben Februarmorgen 2017 am Montmartre mit einem leisen „Pling“ folgende E-Mail ins Postfach flatterte: « Dear Marén, die Fotos Ihrer Wohnung sind wunderschön. Ich sende Ihnen einige von meinem Haus auf Bonaire und würde gerne mit Ihnen im Herbst nächsten Jahres tauschen – allerdings für mindestens sechs bis acht Wochen. Beste Grüße. T.»
Die Fotos zeigten ein großes Haus mit hellblauem Zaun davor, Carport, Palmen und Oleander.

Es liegt nur 5 Minuten vom Meer entfernt. Schnell machte ich mich schlau: Die ABC-Inseln liegen nördlich von Venezuela nahe dem Äquator im karibischen Meer. Aruba ist das Paradies der Steuerhinterzieher, Bonaire das der Taucher und Schnorchler und Curacao das derjenigen, die gerne mit ihm feiern…

Die Aussicht, dort den Sommer sechs Wochen lang zu verlängern, ist verlockend ! Die Durchschnittstemperaturen werden mit 28 bis 33 Grad Lufttemperatur angegeben, das Wasser ungefähr 26 Grad. Wow! Allerdings werden die 28° in der Nacht gemessen !! Am Tag sind es mindestens 33 Grad im Schatten – nur gibt es keinen Schatten !
Ich sage also zu und akzeptiere auch ihre Bedingung: : Sich sechs Wochen lang um ihre fünfjährige Katze Rachel zu kümmern (« In English, please!») und « Help to save paradise « nämlich die Insel und ihr Anwesen ! Wenn’s sonst nix ist.
DIE ANKUNFT
3. September 2018. Es ist soweit, wir sind mit der KLM aus Amsterdam gerade angekommen, um Punkt 18 Uhr 20 Ortszeit. Unsere innere Uhr zeigt allerdings schon 1 Uhr 20 morgens an. Wir sind also seit 20 Stunden auf den Beinen. Von der Gangway gehen wir hinunter zum Mini – Airport « Flamingo“ und sehen hinter der Scheibe der Wartehalle Jean-Claude und Marie (unsere Vorgänger im Haus) ein Schild mit unseren Vornamen schwenken. Sie werden in anderthalb Stunden mit derselben Maschine (aber frischer Besatzung) zurück nach Paris über Amsterdam fliegen. Auf diese Weise ist die Katze nur für ein paar Stunden alleine, denn wir werden sie in ein paar Minuten übernehmen. Das Taxi bringt uns zum Haus mit dem blauen Zaun und ich befürchte dass wir, da wir quasi neben dem Flughafen wohnen, sehr viel Lärm abbekommen werden. Glücklicherweise ist diese Sorge unberechtigt, wie sich herausstellen wird.
Mi, die Mutige, macht uns die Tür auf und sofort wieder zu – die Katze darf uns keinesfalls entlaufen! Sie findet den Lichtschalter und die Alarmanlage, schaltet diese aus und dann gehen wir in „unser“ Haus. Sofort beginnt die Katzensuche. Wir finden Rachel zusammengekauert unter einem Tischchen, von wo wir sie auch nicht hervorlocken können. Egal, ein Glas Wasser, ein Glas Wein und wir fallen in unsere Betten. Es ist brütend heiß im Haus, todmüde schlafe ich trotzdem. Sehr schlecht leider, da ich zu wenig Luft bekomme – trotz offener Tür – denn das Tier ist daran gewöhnt, im ganzen Haus herumspazieren zu können.
RACHEL
Um 7 Uhr morgens bin ich wieder wach und gehe ins große Wohnzimmer auf Entdeckung. Wie schon gestern Abend in meinem Schlafzimmer festgestellt, sind die Möbel jeglicher Art ziemlich unansehlich und vor allen Dingen ist es schade, dass dieser große Raum so völlig zugestellt ist. Einzig die Bibliothek ist hübsch – aber leider total verstaubt.


Erst einmal mache ich Jagd auf die künstlichen Stoffblumen und verstecke sie unter einer Decke in einer Ecke. Mimi ist nämlich allergisch gegen Staub. Dann sehe ich die Katze vor einem Fenster mit Fliegengitter und sofort ziehe ich in meinem Schlafzimmer die Rollos hoch und mache dieselben Gitterfenster auf. Aaah, Durchzug und endlich Luft !

Entspannt lasse ich mich auf eins der großen Sofas fallen und strecke die Beine bis auf den Tisch aus. Da kommt doch gleich Miss Rachel anspaziert, steigt graziös über meine Beine bis zu meinem Bauch auf und beginnt dort eine Art Katzenmassage mit ihren vier Pfötchen. Das lasse ich lächelnd über mich ergehen, woraufhin sie sich unterm Kinn kraulen lässt, mir aber danach mit einem energischen Miau zu verstehen gibt, dass es Zeit für ihr Morgenfresschen sei. Es ist das erste Mal seit Kindertagen, dass ich mich um ein Tierchen kümmern muss und ich tue es gerne.
Ich gebe ihr also frisches Wasser und Trockenfutter, mache ihr Kästchen sauber und zum Dank —– gibt mir diese Katze Pfötchen !! Absolut unglaublich aber wahr ! Wir werden so viel Spaß aneinander haben in den sechs Wochen, dass uns allen drei der Abschied sehr schwer fallen wird. Aber wir werden eine prima dreisprachige Katze hinter uns lassen, denn sie hört auf Kommandos WEDER auf Englisch, noch auf Französisch noch auf Deutsch ! Ausnahme: «Not the nails!!» – da zieht sie sofort brav ihre Krallen ein.

Kummer macht sie uns aber gleich am ersten Tag. Als wir von unserem ersten Bad im karibischen Meer zurückkommen, können wir sie nicht finden. Wir suchen alle Zimmer ab und sind mehr und mehr besorgt. Stunden später findet Mimi sie an einem absolut unwahrscheinlichen Ort, dem heißesten im ganzen Haus! Da sie aber nie den Versuch machen wird, nach draußen zu verschwinden, entspannen wir uns schnell.
BACHELOR BEACH
Also unser erstes Bad: Der kleine Bachelor-Strand ist eigentlich keiner denn er ist so winzig, dass man dort nicht liegen, sondern nur stehen oder sitzen kann. Aber der erste Blick auf das Wasser ist einfach umwerfend!

Über eine steile Hühnerleiter geht es nach unten und hinein in das angenehm kühle Meer. Das Wasser ist seidig und glasklar, man sieht sofort die Fische, die ohne Angst um uns herumschwimmen – als wüssten sie genau, dass wir nicht darauf aus sind, sie zu fangen! Heute haben wir weder Schwimmflossen noch Schnorchel dabei denn wir sind noch zu müde. Also kreuze ich die Füße auf dem Rücken liegend, verschränke die Arme unterm Kopf und treibe so genüsslich im Wasser dahin….

Oben auf dem Parkplatz wieder angekommen, finden wir weder den von unserer Tauschpartnerin angekündigten Food-Truck noch eine Außendusche vor. Wir gehen also durch die Knallhitze die sieben Minuten bis zu unserem Haus zurück (bei geschätzten 45 Grad in der Sonne!) und duschen brav unsere sandigen Füße im Garten ab wie gewünscht, bevor wir in unseren Duschbädern unter die große kalte springen. Und dann erst einmal auf der Veranda ausruhen !

Ich lese mir noch einmal die 13 Seiten des « house guide » durch (meiner hat drei) und schüttele immer wieder den Kopf über die zig „do“ und „don’t“. Aber sei‘s drum.

Abends sitzen wir im „ Windsock Beach-Restaurant “ bei Pino Grigio und Chardonnay unter einem Wahnsinnshimmel und essen die beste Shrimps-Pasta unseres Lebens ! Heimkehr mit Taschenlampe, da es in unserem Vorort BELNEM nicht überall Straßenlampen gibt. Begleitet werden wir von Hundegebell und Eselsgeschrei – davon später mehr.
DIE HAUPTSTADT
Am nächsten Morgen brechen wir zu unserer ersten Ausfahrt im 32.000 Dollar Elektroauto von T. auf. Mimi hatte sich durch das sechshundert Seiten dicke Handbuch kämpfen müssen – glücklicherweise gibt es nur einen Satz pro Seite! Einmal mehr bewundere ich meine beste Freundin, die den Wagen souverän durch die Straßen von KRALENDIJK lenkt. Morgens um 10 Uhr ist es schon sehr heiß, als wir durch das Städtchen laufen und ich muss mich schwer hüten vor anderen Elektroautos, da diese ja keinen Lärm verursachen und urplötzlich hinter uns hupen, wenn wir im Weg sind. Also weichen wir auf die malerische Uferpromenade aus und schauen uns die lustig bunten Häuser der Hauptstraße an.

Da Bonaire seit dem 10. Oktobr 2010 eine “ holländische Gemeinde mit Sonderstatus „ geworden ist, ist es nicht sehr verwunderlich dass z.B. ein ganzes Stadtviertel ein nachgebautes Klein-Amsterdam ist, mit Brücken und winzigen Grachten – die allerdings mit karibischem Meerwasser gefüllt sind. Das wirkt sehr gekünstelt. Die Straßennamen beten die ganze holländische Königsfamilie herunter. Das Benehmen der ‚ Herren ‚ der Insel bekommen wir gleich danach im größten und teuersten Supermarkt zu spüren: da steht doch eine ganze Gesellschaft von sechs Leuten mitten an einer Kreuzung von 2 Gängen und schert sich mit lautem Geschnatter einen feuchten Kehricht, ob sie dem – natürlich schwarzen – arbeitenden Personal oder uns anderen Kunden im Weg stehen.
Wir kaufen für 120 $ die Basis von Lebensmitteln für die nächsten 6 Wochen ein. Alles ist teuer, weil es aus Holland per Flugzeug oder aus Südamerika per Schiff eingeführt wird. Daher wird es durchaus vorkommen, dass z.B. unsere Pizza im Restaurant zwei Wochen später ohne Salat, Ruccola oder Tomaten serviert wird, mit einem lapidaren:
Sorry, but the ship did not come
Die Insel ist sehr arm, denn hier wächst praktisch nichts.
Abends kochen wir zum ersten Mal in der glühend heißen Küche und zwar mit Gas. In diesem Raum gibt es keine Klimaanlage sondern nur Ventilatoren an der Decke. (Wir sind von T. gebeten worden, die Klimaanlage nur zur Nacht in unseren Schlafzimmern einzuschalten, weil Elektrizität teuer ist.) Das Kochen bei 33 Grad in der Küche erweist sich als Herausforderung und wir werden im Laufe der Wochen immer erfinderischer werden, was unsere Einkäufe betrifft: Nudeln, die in nur drei Minuten gar sind, kaum noch Reis, dafür Couscous, der geht schneller. Vorgekochte Kartoffeln, die nur heiß gemacht werden müssen und alle Arten von Krabben-Spießchen, Räucherlachs, Falafelbällchen, Selleriesalat und eben alles, was kalt gut schmeckt. Da wir nur morgens ausführlich frühstücken und mittags am Strand nur Obst und Wasser zu uns nehmen, und noch dazu neben dem Schwimmen auch noch jeden zweiten Tag Gymnastik machen, ist es kein Wunder, dass ich mit 5 Kilo weniger nach Hause kommen werde.
Am nächsten Tag machen wir die Bekanntschaft von Edilma, der Hilfe von T. Sie ist sehr nett und lustig, gar nicht “ uneducated „ wie ihre Chefin sie beschrieb, denn sie spricht außer dem “ Papiamentu „ der Einheimischen auch noch Spanisch und etwas Englisch. Sie beklagt sich bitterlich, dass sie nicht so arbeiten kann wie sie gerne möchte, denn T. lässt sie einfach nicht sauber machen wo und wie sie will. Wir werden später noch mehr über unsere Möchtegerneweltverbesserin erfahren. So aber lassen wir Edilma arbeiten und brechen zur Inselumrundung auf.

Gleich hinter den hübschen Vorzeigehäusern unserer Siedlung und denen der Hauptstadt sieht es leider ganz anders aus: Das Inselinnere ist gar nicht malerisch. Riesige Kakteen, niedere Sträucher und vom Wind völlig schief gebogene Bäumchen bestimmen das Bild.


Die Insel, 12 km breit und 40 km lang, hat nur zwei kleine Stâdtchen aufzuweisen. Leider gibt es kaum Straßenschilder und auf einmal landen wir auf einer kleinen Einbahnstraße, die sich kilometerlang am Meer dahinzieht, bis wir ebenso plötzlich wieder auf einer normal breiten Straße ankommen… Mimi ist gar nicht begeistert, sie ist in Sorge wegen des neuen Wagens, den wir NUR zum Einkaufen und für Ausfahrten benutzen dürfen, nicht aber, um damit an den Strand zu fahren, denn T. hat Angst vor Dieben.
DER ESELSSTRAND
Dieser liegt gute 20 Minuten zu Fuß von unserem Haus entfernt und wir sind quasi die EINZIGEN, die den Weg zu Fuß zurücklegen (müssen). Bei der sengenden Sonne, gegen die es kein Entkommen gibt, geht niemand per pedes, der nicht muss. Unser Weg führt aus der Siedlung heraus auf der Hauptstraße an zum Teil wunderschönen großen Villen vorbei (eine davon ist Harry Belafonte gewidmet, der auf der winzigen Insel“ Klein-Bonaire“ das Lied „An island in the sun“ geschrieben haben soll) und an neuen Hotelbauten auf denen schwarze Arbeiter schuften. Die armen Kerle tun uns wirklich leid, denn wegen der Sonne haben sie sich auch noch Schutz gebende Bekleidung anziehen müssen….!

Am „ Eselsstrand „ angekommen, trinken wir erst einmal vom mitgebrachten Wasser und suchen uns dann ein halbschattiges Plätzchen unter den Bäumen. Der Sand ist hier weniger weiß als am „ Bachelor “ dafür ist aber der Strand breit und lang. Er liegt direkt längst des Flughafens, von ihm nur durch die Fahrstraße getrennt und so kommen wir in den Genuss der (wenigen) ankommenden Flugzeuge, die jedoch kaum Lärm machen.
Heute ist “ Bonaire-Day „, also Feiertag, und daher kommen gleich nach uns mehrere Großfamilien der Einheimischen mit einem Haufen Kinder an. Wir machen große Augen, denn Folgendes wird nach und nach vom Truck abgeladen: Zwei groβe Tische, eine 20 Liter fassende Wasserflasche, eine Gasflasche samt Kocher auf Rollen, Fruchtsäfte, haufenweise Rum und Bier, Kasserollen und Töpfe, große Küchenbretter für das Obst und Gemüse, das geschnippelt werden muss sowie unzählige Plastiksessel, die im Halbkreis für die ältere Generation aufgestellt werden.
Drei geschlagene Stunden lang wird ER das Barbecue mit seinen Freunden vorbereiten und SIE die Gemüsesuppe. Sie setzt sich nicht einmal hin. All das geschieht mit guter Laune und viel Palaver. Die größeren Kinder kümmern sich um die kleinen, ein großer Bruder führt die Oberaufsicht. Welch ein Unterschied zu einer fünfköpfigen italienischen Familie: die Mutter ist schlecht gelaunt, der Vater ist nur mit dem Handy beschäftigt und die blasierten Halbwüchsigen machen mehr Krach als die gesamte Kinderschar der Einheimischen…
Das Wasser ist wieder wunderbar. Morgen werden wir mit Schnorcheln anfangen. Als wir zur Rückkehr aufbrechen, werden wir höflich von der kochenden Mutter gefragt, ob sie „unseren“ Baum mit Beschlag belegen dürfen und da wir bejahen, wird uns ein Becher Suppe angeboten.
Lieb, aber bei der Hitze ziehen wir ein Erdbeer-Mango-Smoothie in unserem Beach Restaurant auf halber Strecke zum Haus vor. Selbiges wird uns nämlich unter schattigen Palmen und auf Liegestühlen mit Blick aufs Meer serviert. 6 Dollar kostet die Welt – wir brauchen keine Millionen !

Abends sitzen wir beim Aperitif auf unserer Veranda – da schiebt sich auf einmal unsere KLM um Punkt 18h20 zwischen den Häusern durch. Eine unglaubliche optische Täuschung – doch tatsächlich wahr.

DIE FISCHE
Nun aber los ! Heute geht es mit dem Schnorchel ins Wasser. Das für mich erste und bis jetzt letzte Mal war vor über 30 Jahren in der Nähe von Nosy Be bei Madagaskar. Ich bin etwas besorgt, ob und wie ich das schaffe. Setze die Brille auf, stecke die Tuba in den Mund und ab geht die Post, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte. Wunderbar ! Sofort bin ich fasziniert von den Fischen, die, nur 2 m vom Ufer entfernt, mitten unter uns Badenden ihre Bahnen ziehen: Die Neons und die Zebras sind ja bekannt – aber ich treffe auch einen blau-weiß gestreiften “ Bayern “ – sowie meinen “ Prinz “ : Ganz in schwarz-blau mit türkisfarbenem Rand – ich kann mich gar nicht satt sehen an ihm! Und ich FASSE es nicht, dass es nur ein paar Zentimeter unter unserer Welt eine völlig andere gibt. Was sind wir doch für winzige Wichtel im großen Ganzen!
Mimi geht es glücklicherweise genauso und wir tauschen uns aus über DIE Fische, die es mehr als eilig haben, andere, die nur so faul dahinschlingern und wiederum welche wie „ Fräulein Silberstreif “, die ein aufgemaltes Lächeln auf ihrem Gesicht haben. Natürlich gibt es auch die, die eine Schnute ziehen und die Winzlinge in dunkellila mit den Swarovski- Diamantpünktchen drauf – ach, und die großen „Gayprider“ in allen Regen- bogenfarben schillernd… Es ist sensationell !
MEERESSCHILDKRÖTEN
Und ein paar Tage später traue ich meinen Augen nicht: doch sie ist es wirklich und wahrhaftig !!! Nur ein paar Meter von mir entfernt schaut mich eine Riesen-Meeresschildkröte mit Augen voller Weisheit an und — findet mich sicher sehr hässlich mit meiner Plastik-Monster-Maske. Ausnahmsweise bedaure ich es, keine Unterwasserkamera dabei zu haben! Leider bleibt sie nicht da sitzen, denn als ich Mimi hole ist sie längst über alle Täler! Ein paar Tage später finden wir ein Nest abgesteckt auf dem Strand und ab jetzt darf niemand mehr dort hingehen.

Tagsüber klettern hier die Temperaturen regelmäßig auf über 40 Grad Celsius, die Sonne sticht. Es ist fast eine Gnade, wenn sie gegen halb sieben Uhr untergeht. Die relativ kühlen Temperaturen und die Dunkelheit nutzen nun die Meeresschildkröten. Sie kommen zur Eiablage an diesen Strand und auf die Insel „ Klein-Bonaire “ (die wir von hier aus sehen können). Es sind die wichtigsten hiesigen Brutstrände. Zwei Drittel der jährlich 70 bis 80 Meeresschildkröten- nester an Bonaires Küsten finden sich hier. Einige der Tiere tragen Satellitensender. Deren Signale erzählen von langen Reisen. Bis zu 3000 (!) km legen die Weibchen zurück, um sich dann nahe den Küsten Kubas und Jamaikas, in den Gewässern vor Nicaragua oder Mexiko aufzuhalten. Dort liegen ihre Nahrungsgebiete.
Doch wenn es Zeit für die Eiablage ist, tun sie, was Meeresschildkröten seit Millionen von Jahren tun: Sie schwimmen an den Ort ihres Schlüpfens zurück. Zum ersten Mal im Alter von frühestens 20 Jahren – so lange dauert es ungefähr, bis eine Schildkröte geschlechtsreif wird. “ Brutortstreue „ nennen Biologen dieses Verhalten. Über Ewigkeiten hat es sich offenbar bewährt. Sie legen ca. 100 Eier pro Nest — und schwimmen dann denselben Weg zurück, denn die Sonne macht den Rest.
Wenn die winzigen Babys, sobald sie so viel Eidotter zu sich genommen haben, um einen ganzen Tag lang schwimmen zu können, geschlüpft sind, haben sie nur noch einen Wunsch: ins Meer zu krabbeln. Dazu brauchen sie das Sonnenlicht, um sie zu führen. Immer häufiger landen sie jedoch zwischen Liegen und Sonnenschirmen eines in der Zwischenzeit errichteten Hotels, neben beleuchteten und lärmenden Straßen. Daher kommen hier die freiwilligen Helfer des „ Sea Turtle Conservation Center Bonaire “ ins Spiel. Sie wissen, wann das voraussichtliche Schlüpfen stattfinden wird und stellen sich nachts mit groβen Fackeln vor das Meer, um den Kleinen den Weg zu weisen. Andererseits ist eine zweite Reihe von Menschen hinter den Nestern, dabei, die Winzlinge davon abzuhalten, fälschlicherweise der Strassenbeleuchtung nach zu krabbeln. Und so sieht dann das erwachsene Exemplar aus, „meine“ war ihr ähnlich (dieses Foto habe ich aus dem Netz gefischt 🙂 )

Ich bin überwältigt über diese wunderbare Unterwasserwelt, die ich entdecken darf !
DIE ESEL
Am Tag darauf machen wir uns zum Esels-Reservat auf. Dieses Schild hier:

nützt nämlich leider nicht viel! Die Einheimischen rasen noch schlimmer als die Touristen auf den meist schnurgeraden Straβen des Inselinneren. Jede Woche werden ein oder zwei Esel an- oder tot gefahren. Die, welche überleben, kommen dann im Reservat unter. Es wurde von einer Holländerin 1993 eingerichtet, auf einem riesigen Gelände, das man nur per Auto im Schritttempo durchfahren kann. Hier behandelt sie die verunglückten oder kranken Tiere, die man ihr bringt mit Hilfe von Subventionen, Spenden und mit freiwilligen Helfern (viele Studenten aus Holland leisten hier ihren Zivildienst, denn der wird ihnen angerechnet).
Männliche Jungtiere werden sofort kastriert, um der Übervölkerung abzuhelfen. Wir sind sehr beeindruckt von diesem Werk und freuen uns darüber, dass unsere vorbereiteten Karotten allgemeinen Anklang finden!

Übrigens ernähren sich die wild auf der Insel lebenden Esel von Gestrüpp, aber da es zu viele gibt, vergehen sie sich oft in der Nacht unter herz- zerreißendem Geschrei an die Mülltonnen der Menschen – die das natürlich nicht besonders mögen.

SALZ
Weiter fahren wir Richtung Süden und bestaunen die mehrfarbige Salz-Landschaft.


Die rosa Farbe kommt von Algen, die ebenfalls den Flamingos als Futter dienen. Das „ Pekelmeer “ ist ihr Paradies und das der Pelikane, da die ganze Gegend Naturschutzgebiet ist. Schön, sie zu sehen, aber die Nähe zu den Vögeln fehlt. Ich kann sie nur mit dem Zoom heranholen:

Apropos Vögel: Uns wurde die Insel als Vogelparadies gepriesen, bisher haben wir aber nur die reizenden kritzegrünen kleinen Papageien mit goldgelber Schulterklappe gesehen. Eines Abends beobachten wir, wie ein Elternpaar den Jungen das Fliegen beibringt und zwar auf der Stromleitung gegenüber unserer Veranda. Der kleinste macht unfreiwillig Spagat wie uns das oft am Anfang beim Ski passiert. Es ist zum Schreien komisch. Er schafft den Abflug aber dann doch und wir appaudieren !

DAS BÜFFET
Abends sind wir bei Marion, einer Berlinerin, eingeladen. Sie betreibt zwei Straßen weiter in einem wunderhübsch kunterbunt bemalten Haus eine Mini Agentur für B&Bs. Fast jeden Donnerstag richtet eine Köchin bei ihr im Garten für 12 $ ein kleines Büffet aus, jedes Mal mit einem anderen Thema. Heute ist es China. Das freut uns, wir mögen gerne chinesisch essen. Ein herrlicher kleiner Garten mit ebenso kleinem Pool und vielen Vögeln, die mit Zucker (!) gefüttert werden, erwartet uns. Alles grünt und blüht, dass es eine Augenweide ist.

Wir sind die Ersten, nur zwei holländische Paare aus der Nachbarschaft sind schon da. Ich sage in ihrer Sprache guten Abend und fahre danach dummerweise auf Deutsch fort. Da kommt es spitz und eisig von einem der Männer:
Wird das hier nun heute ein deutscher Abend oder was ?!
Sie richten kein weiteres Wort mehr an uns! Ich bin sauer – aber es passt zum “ Rest „. Marion erzählt uns nämlich (neben ein paar wenig schmeichelhaften Anekdoten über unsere Tauschpartnerin), dass sie sich seit dem Referendum von 2010, das Bonaire zu einem Teil von Holland machte, wie ein Mensch zweiter Klasse vorkommt. Sie wohnt seit 30 Jahren hier. Damals lebten 9000 Menschen auf der Insel, davon nur 1000 Holländer bzw. Europäer. Nun sind es 19 000 Eiwohner, davon 50% Holländer, die eben mal so aus Amsterdam in 11 Stunden herüberdonnern und viele von ihnen haben hier ein Wochenendhäuschen.
Glücklicherweise ist auch ein sehr nettes deutsch-französisches junges Paar mit von der Partie und wir essen fröhlich gemeinsam. Sie erzählen uns, dass der große Nationalpark im Norden der Insel ohne Land-Rover nicht befahrbar sei und auch dann nichts für empfindliche Rücken sei! Leihwagen sind hier sehr teuer und außerdem versichern sie uns, dass wir dort auch nicht mehr als auf dem Rest der Insel sehen würden. Fein, schon wieder was gespart!
Um 21 Uhr sind wir wieder zu Hause und verschwinden in unseren Zimmern. Ein bisschen lesen und dann schlafe ich auch schon, denn das heiße Wetter strengt wirklich sehr an. Außerdem kann es nachts über ganz lustig werden mit Eselsgeschrei und darauffolgendem zweistündigen Hundegebell – bis dann ab halb sechs die Vögel übernehmen und zwar nicht mit melodischem Zwitschern sondern mit gewaltigen „Piou –piou- pioooouuuu!!!“ So sind wir meistens schon gegen 7 Uhr wach, machen uns einen schnellen Nescafé und dann lesen oder mailen wir noch eine Runde, da es in Europa ja schon 13 Uhr ist.

SONNTAG
Am Strand ist heute schwer was los, nämlich eine Beach-Party. Er ist fast von der Straße bis zum Wasser mit gewaltigen Decken und Laken in zwei Teile abgeteilt worden. Links davon feiern die reichen Weißen, bedient von den schwarzen Einheimischen, die auf der anderen Seite die Speisen vorbereiten. Wir sind zuerst schockiert. Doch als ich den Köchen eine Weile zuschaue, sage ich mir, dass sie auch von den oft verhassten arroganten Holländern profitieren. Arbeit gibt es nämlich auf der Insel nicht viel und so leichte wie das Kochen im Freien schon gar nicht. Außerdem, schlau, schlau, lassen die „ Diener “ den Aufbau für den nächsten Tag stehen. Und da veranstalten sie nun für sich ein großes Picknick, mit Reggae Salsa und allem Drum und Dran !!
Von Marion haben wir einen tollen Tipp bekommen und reservieren für 18 Uhr am Sonntag einen Tisch bei „ SEBASTIAN‘S “, einem sehr eleganten Restaurant direkt am Meer in Kralendijk. Er veranstaltet jeden Sonn-tagabend eine „Italienische Nacht“, bei der die Pasta oder Pizza nur 16 $ kostet, was preisgünstig ist für hiesige Verhältnisse. Ich habe um einen Tisch direkt an der Brüstung gebeten und da wir schon um viertel VOR sechs vor Ort sind, um ja den Sonnenuntergang nicht zu verpassen, bekomme ich ihn auch.


Die Aussicht auf das Meer, die Uferpromenade und das Städtchen ist herrlich. Der Prosecco ist wunderbar kalt, der Service nett und die Pizzen sind geradezu umwerfend! Die gute Idee von Sebastian ist, dass wir uns eine halbe Pizza z.B. mit Ruccola und Räucherlachs und eine andere Hälfte mit Käse und Shrimps bestellen können. Spitzenqualität und so üppig, dass ich Mühe habe, alles aufzuessen!
Während des Essens bewundern wir erst einmal den Abendhimmel.

Dann sehen wir einen weißhaarigen Mann, der auf das Ufer zu schwimmt. An einem seiner Füße hängt ein Surfbrett, auf dem eine große Kühlbox steht. Am Ufer angekommen, steht er auf, macht das Band vom Fuß los, schnappt sich die Kühltasche und verschwindet… um Nachschub zu holen?

DAS MEER, DIE FISCHE UND DIE KATZE
Nie in meinem Leben bin ich so viel und so gerne geschwommen wie hier. Seit sechs Jahren schwimme ich jede Woche einmal im Hallenbad unter dem Invalidendom 45 Minuten lang auf dem Rücken mit meinen Flossen, um meine Rückenmuskulatur zu stärken. Für meine Gesundheit ein Muss, aber nicht unbedingt lustig.
Hier kann ich durch die Haltung beim Schnorcheln Brustschwimmen ohne Rückenschmerzen und außerdem ist da weder Angst vor Quallen noch vor Haien – es gibt nämlich keine ! Nur die Freude an den immer neuen Fischen, Korallenriffen und der gesamten Unterwasserwelt. Heute z.B. bin ich der „Schlangenleder-Dame“, dem „Transvestiten“ und einem Fisch begegnet, der mir direkt in die Augen schaut, bevor er, angewidert von meiner Maske, kurz vor mir abdreht…
Auch Kätzchen Rachel ist immer für eine Überraschung gut. Da ich oft für mein Konzert vom 24. November probe, überrascht sie mich eines Tages damit, dass sie in mein Schlafzimmer kommt während ich singe, sich hinsetzt und wirklich konzentriert zuhört. Ich kann meine Lachen kaum verbergen, rufe nach Mi, um ein Foto machen zu lassen. Das lässt sie auch über sich ergehen. Aber dann verschwindet sie und ist tagelang beleidigt !

Ich existiere überhaupt nicht mehr für sie. Dann aber kommt sie plötzlich – an einem sehr frühen Morgen – auf mein hohes Bett gehopst (was bisher noch nie vorkam) und steigt vorsichtig über meinen Bauch weg, um sich dann häuslich auf meinem Busen niederzulassen. Ihr Köpfchen mit einem rosa und einem weißen Ohr ist nur 5 cm von meiner Nase entfernt. Wir gucken uns aus großen Augen an. Sie riecht gut bzw. eben nicht. Sie schnurrt nicht, aber sie blinzelt behaglich und ich wage kaum zu atmen, um diesen Moment der Intimität nicht zu stören. Nach einigen Minuten steht sie gelassen auf und setzt mit einem eleganten Sprung aufs Fen-sterbrett für ein Morgenschläfchen. Ich schlafe, mit einem Lächeln auf den Lippen, wieder ein…
RINCON
Am letzten September-Samstag fahren wir nach RINCON, der im Norden gelegenen „zweiten Hauptstadt“, die ursprünglich die erste war, bevor der Bauboom in und um Kralendijk begann. Das „ Mangazina di Rei “, in dem früher das Pulver gelagert wurde, ist heute ein Kulturzentrum, Museum und Begegnungsstätte.

Ein Enkel des Mannes, der das Museum geschaffen hat, empfängt uns auf Französisch, denn er hat ein paar Jahre in Narbonne gelebt. Er möchte das Gedächtnis an die Vorfahren der Einheimischen bewahren. Bonaire hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich: Erst kamen die Portugiesen 1499 und rissen sich die Insel unter den Nagel. Danach die Holländer 1636. Sie brauchten die ABC-Inseln nicht nur wegen ihrer strategischen Lage, sondern besonders Bonaire auch wegen vorhandener aber kaum genutzter Salinen.
Das Salz wurde in Holland nicht nur für die Konservierung von Lebensmitteln gebraucht, sondern auch für die Glas- und Keramikindustrie. Die Salinen wurden ausgebaut und für diese harte Arbeit wurden Sklaven aus Afrika „ importiert “.

Die winzigen Hütten, die wir im Süden beim Pekel-Meer gesehen haben, wurden 1850 gebaut. Bis zum Ende der Sklaverei 1863 durften die Männer nur am Samstagabend nach der Arbeit den rund fünfstündigen (!) Fußmarsch zu ihren Familien in Rincon antreten. Am Sonntagabend mussten sie selbstverständlich zurück sein….
Doch auch nachdem Sklaverei beendet wurde, blieb die Insel so arm, dass die Männer von Januar bis November auswandern mussten, um Geld zu verdienen. Solange versorgten die Frauen nicht nur die winzigen Äcker, sondern auch die Kinder und natürlich den Haushalt. So steht es an einem der Wände des Museums :
Men must work from sun to sun – but women’s work is never done !
In dem Garten rund um das Haupthaus herum finden wir sehr viel mehr Einheimische als Touristen. Sie picknicken oder holen sich an einem der vielen Stände von den selbstgenähten, gemalten oder gebastelten Sachen, was sie gerne möchten. Natürlich kommen die leiblichen Genüsse nicht zu kurz und wir finden eine wunderbar angezogene und geschminkte Frau mit gewagtem Kopfputz, die uns ein leckeres Getränk aus Wasser, grüner Zitrone, Basilikum, Oregano und Honig nebst einem Cheese-Chicken-Pie anbietet. Beide sind super lecker. Eine Gruppe Jugendlicher macht Musik und ein hier berühmtes älteres Paar tanzt in Tracht temperamentvoll Salsa.

Es herrscht eine gelöste heitere Atmosphäre. Wir decken uns mit einem Zickleinbraten mit Coleslaw und viel zu viel Reis ein. An dieser Portion werden wir zu zweit zwei Abende lang essen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Einheimischen nicht gerade schlank sind…..

Als wir nach Hause kommen sitzt eine kleine Katze mit – ich schwöre – völlig verzweifeltem Schnäuzchen vor ihrem Näpfchen, denn das Trockenfutter ist durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit in ein paar Stunden sauer geworden. Ich werfe es fort, spüle und trockne das Näpfchen aus und gebe neues Futter hinein – nuns ist Rachels Welt wieder in Ordnung !

VOGELBEOBACHTUNG
Heute fahren wir an der Ostküste entlang gen Norden bis fast zum Nationalpark, zur Vogelbeobachtung. Wir dachten, diese fände in freier Wildbahn statt, statt dessen landen wir in einem Reservat, dem „ ECHO’S CONSERVATION CENTRE “. Dieses setzt sich vor allem für den Erhalt und die Vermehrung des Yellow Schoulder Amazon Parrot ein. Ja, das ist er, unser kleiner Spagat-Künstler! Diese Art lebt nur auf Bonaire und in Venezuela. Sie kann dringend die von einem groβherzigen Spender geschenkten 3 Hektar als exklusiven Lebensraum brauchen. Durch die steigende Bebauung von der Insel wurde nämlich ihr natürlicher Lebensraum beschnitten. Aber vor allem wurden diese Vögel zu HUNDERTEN von Wilderern aus den Nestern der Eltern gestohlen und lokal oder international verkauft! So fand z.B. die hiesige Polizei 2010 bei einer Razzia nach Drogen an einem einzigen Tag 100 Vögel, die alle in winzigen Käfigen gehalten wurden.
Hier im Reservat leben sie nun in riesigen Voilieren und auch nur solange, bis sie durch die Pflege innerhalb von immerhin FÜNF Jahren lernen, wie sie in der Wildnis überleben können. Es ist ganz enorm, was ein paar Leute hier schaffen, denn sie kümmern sich ebenfalls – auch mit Beistand von freiwilligen Helfern aus der Bevölkerung – um Tausende von Bäumen, die sie aus Samen ziehen und anpflanzen, wo immer sie dürfen. Die Direktorin Julianka, die wir letzten Samstag in Rincon kennengelernt haben, erzählt uns von ihrem Werdegang: Nach dem Abitur hat sie erst hier bei ECHO als freiwillige Helferin angefangen, danach in Holland studiert und Examen gemacht. Nur drei Jahre später, leitet sie das Ganze mit ihrem Mann. Vom Servierfräulein zur Direktorin, Hut ab !

Wir gehen direkt unter die Dusche nach diesem Besuch denn es gab dort im Wald tausende von Mücken, die uns fast aufgefressen haben. Übrigens ist das natürlich eine kalte Dusche, weil es so heiß ist, dass wir nie auf die Idee kommen, auch nur eine lauwarme zu nehmen. Diese Mückenattacke verheißt nichts Gutes und richtig kommt nachts ein fürchterliches Gewitter nebst tropischem Dauerregen den ganzen nächsten Tag. Das ist aber gar nicht schlimm denn Langeweile kommt bei uns nicht auf. Jede von uns beiden hat einen 1200 Seitenband von Ken Folletts Trilogie über den Bau der Kathedralen mit. Eine spannende Lektüre ! Außerdem werde ich von Marion mit einer Reihe witziger englischer Krimis versorgt und last but not least habe ich dieses Weblog/Blog begonnen und möchte über 20 Berichte meiner Reisen neu- oder umschreiben.
Selbst wenn wir wollten, können wir nicht nach draußen, denn der Zustand der Straßen bei tropischen Regen ist unbeschreiblich. Bis auf die Straßen in Kralendijk sind sie oft in einem schlimmen Zustand mit vielen Schlaglöchern. Die holländische Regierung will aber kein Geld dafür rausrücken. Es gab schon eine Bürgerinitiative: die Löcher mit Plastikblumen zu kennzeichnen, um darum zu bitten, dieselben mit Teer anstatt mit Sand aufzufüllen. Pustekuchen – nichts geschah!
Am nächsten Tag fahren wir einkaufen bei hierzulande „schönstem Wetter“, das heißt Sonne mit möglichst vielen Wolken dazwischen, damit es nicht zu heiß wird. Auch hier gibt es einen Italiener, bei dem wir ein wun-derbares Joghurt-Eis verspeisen und danach geht es wieder an den Strand. Dort fällt mir wieder einmal mehr auf, dass die Einheimischen zwar nicht gerade besorgt sind um die Umwelt, denn der meiste Schrott wie Zigarettenkippen und Kaugummipapier sowie Bierkorken stammt von ihnen. Aber wenn sie auch nicht gerade diskret sind – vor allem was ihre geliebte lautstarke Musik betrifft – sie essen, trinken und REDEN miteinander, statt wie die Europäer sich oft nur mit dem Knopf im Ohr und dem Handy zu beschäftigen…

Und nun ist unsere letzte Woche hier angebrochen. So schön die Zeit auch war, nun reicht es. Ich freue mich auf den Herbst in Frankreich, auf die Kastanien und auf den Geruch nassen oder verbrannten Laubes, denn hier riecht es nach nix. Die vier Jahreszeiten haben schon ihr Gutes ! Vorher wollen wir aber noch einen letzten Ausflug unternehmen und schiffen uns am Morgen nach Klein-Bonaire ein. Merkwürdigerweise sprechen sogar die Einheimischen, die nur Papiamentu und Spanisch sprechen, dieses Wort richtig aus….
„Eine Seefahrt die ist lustig“ — auch wenn sie nur eine halbe Stunde dauert.

Unser witziger Wasser-Taxi-Skipper zählt uns einfrig durch, denn muss uns wirklich ALLE wieder zurückbringen. Er bittet uns inständig, die Regeln auf der Insel einzuhalten und nicht bei der Hitze ins Inselinnere vorzustoßen. Erstens steht das gesamte Gebiet unter strengem Naturschutz, um den Riesenschildkröten und Vögeln Nestschutz zu geben. Zweitens kann man sich sogar auf dieser Mini-Insel ohne Führer verlaufen und mehr als einmal mussten er und freiwillige Helfer mit großen Taschenlampen bis nachts um 1 nach Ausreißern zu fahnden !!
Wir kommen auf dem einzigen Strand an, an dem wir landen dürfen. Er ist riesig und blendend weiß, die Sonne glühend heiß, genau wie der Sand. Wir legen brav unsere extra gekauften T-Shirts gegen einen eventuellen Sonnenbrand an und los geht’s. Das Wasser ist hier noch türkisblauer und klarer als am Badestrand. Hunderte von „gläsernen“ Fischen mit Dreizackschwanz kommen in Scharen auf uns zu.
Und nun kommt es für mich zu einem einzigartigen Erlebnis: Ich schwimme MIT ihnen, im Schwarm sozusagen. Wenn sie wollten, könnten sie mich wie der Rattenfänger von Hameln tief ins Dunkle mitnehmen, da, wo es sofort nach dem türkisfarbenen Teil des Wassers ganz tief hinuntergeht, so dass man nichts mehr sehen kann. Es ist ein magischer Moment !
Ihr Fische fangt jetzt schon an, mir ganz extrem zu fehlen, nicht zu reden von Rachel Pussycat….

So bleibt uns nun, nach einem exquisiten letzten Hummer-Essen im Restaurant “ Breez ’n Bites “ von Dick Bos im Resort Den Laman

nur noch das zu sagen, was am Ausgang unseres Supermarkts steht:

MACHA DANKI BONAIRE !
WAS BLEIBT: die Fische, Rachel, die Pizza am Meer.